Versicherungsprämien steigen mit der Inflation, schadenfälle nehmen zu

Die Inflation hält die Welt in Atem und droht auch in der Schweiz an Fahrt zu gewinnen. Nicht nur die Preise für Öl, Gas oder Lebensmittel steigen, die Inflation macht auch vor den Versicherungsprämien nicht Halt. Zusätzlich steigt die Schadenbelastung.

Nach vier Jahren der Stabilität werden die Krankenkassenprämien 2023 wieder massiv steigen. Die mittlere Prämie wird 334,70 Franken betragen, was einem Anstieg um 6,6 Prozent. Der starke Anstieg der mittleren Prämie im Jahr 2023 ist vor allem auf die Covid-19-Pandemie, die das Gesundheitssystem stark beansprucht hat, und auch auf einen Nachholeffekt zurückzuführen. Die Eindämmung der Gesundheitskosten bleibt für den Bundesrat zwar eine Priorität, wesentliche Fortschritte blieben bisher aus. 

Die steigenden Preisen schlagen sich auch auf die Schadenszahlungen der Versicherer durch. Mit Blick auf die Inflation sei mit steigenden Versicherungsprämien zu rechnen.

Helvetia-Chef Philipp Gmür rechnet damit, dass Versicherungen teurer werden. «Dass Versicherer die Prämien dem Inflations- beziehungsweise Preisniveau anpassen, ist ein am Markt verbreiteter Prozess», sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.

Die steigenden Preise für Güter, die im Zuge von Schadensereignissen ersetzt werden müssen oder bei Reparaturen zum Einsatz kommen, treiben die Schadenszahlungen für die Versicherer in die Höhe. Versicherungen bekommen die Inflation also etwa zu spüren, wenn der Garagist wegen des teureren Autolacks eine höhere Rechnung stellt oder wenn das Ersetzen von Fenstern nach einem starken Gewitter teurer wird.

«Das Inflationsszenario haben wir seit längerem auf dem Radar», fuhr der Helvetia-Chef fort. «Dank Index-Klauseln werden die Prämien je nach Entwicklung eines Index rasch an die neue Situation angepasst und zudem nutzen wir die Möglichkeit von Prämienanpassungsklauseln.» Zudem würden Verträge im Nichtlebensgeschäft periodisch erneuert.

Bislang hat Helvetia in diesem Jahr laut Gmür immerhin noch keine grösseren Schadensereignisse registriert. «Insofern hat sich die Inflation auf der Schadenseite noch nicht allzu stark bemerkbar gemacht.»

Abgesehen von der Inflation machen dem Firmenchef die Probleme in den weltweiten Lieferketten und die sich möglicherweise abschwächende Konjunktur Sorgen. «Die Neuwagenverkäufe sind auch aufgrund von Verzögerungen rückläufig und somit sinkt wohl in der zweiten Jahreshälfte die Nachfrage nach Motorfahrzeugversicherungen», so Gmür. «Und aufgrund der sich abschwächenden Konjunktur sinken auch die Einnahmen dort, wo die Prämien an die Umsatzentwicklung der Kunden gekoppelt sind.»

Zudem dürften die Menschen künftig weniger Geld zur Verfügung haben, um etwa in Vorsorgeprodukte zu investieren, sieht Gmür ein weiteres Risiko für sein Geschäft. Insgesamt nehme aber die Nachfrage nach Vorsorgelösungen zu. «Und ich bin froh, dass wir über ein breit diversifiziertes Geschäftsportfolio sowie eine solide Bilanz verfügen.»

Quelle: Bundesamt für Statistik und Blick Interview mit Helvetia Chef P. Gmür